Diesen Sommer habe ich aus gesundheitlichen Gründen zum größten Teil auf meinem Balkon verbracht. Da ich nicht so viel draußen herumlaufen konnte, habe ich mit ihm Vorlieb genommen. Bereut habe ich es ganz und gar nicht. Ich konnte so viel Tiere beobachten, die ich sonst so vielleicht nie gesehen hätte.

Da wären dann zunächst mal meine Meisen. Sie sind meine Lieblingsvögel, weil ich selbst auch eine habe, zu der ich aber immer stehe.

Ich füttere sie auch im Sommer, weil es nicht mehr so viele Insekten gibt. Ihre Lieblingsspeise sind Erdnüsse. Die gehen bei mir weg, wie warme Semmeln. Und eines Tages habe ich beobachtet, wie ein Elterntier seinen Kindern gezeigt hat, wie man die Erdnüsse aus der Metallspirale holt und verspeist. Die kleinen Meisen saßen wie die Orgelpfeifen auf dem Balkongeländer und haben geschaut, wie Mutter oder Vater die Nüsse holten und sie dann zwischen ihren Füßchen zu einem Ast im Baum transportierten und sie dort genüsslich fraßen. Im Handumdrehen hatten sie den Bogen raus und nun tobt das Leben auf meinem Balkon.

W.R.Wagner / pixelio.de

Vor meinem Balkon steht ein großer Baum, in dem immer was los ist. Plötzlich fing ein Ringeltaubenpaar an, dort ein Nest zu bauen. Etwas später befanden sich drei Eier in dem Nest. Beim Brüten löste sich das Paar ab. Und dann waren die Babys da. Es war so süß, wie sie bei der Fütterung an der Brust des jeweiligen Elternteils klebten und aus dem Kehlsack versorgt wurden. Klein, nackt und rosa hingen sie am Gefieder der Elterntiere. Das habe ich vorher noch nie gesehen. Ganz lange wurden sie beschützt, bewacht und gewärmt. Doch irgendwann waren sie so groß, dass das Nest viel zu klein wurde. Sie zogen auf einen Ast und wurden dort noch eine Weile versorgt. Doch irgendwann waren sie dann fort. Es war aber schön, so eine Aufzucht von Anfang an zu beobachten.

Heinrich Linse / pixelio.de

Etwas später sah ich abends, als es schon dunkel wurde, einen Marder, der das verlassene Nest untersuchte, ob nicht doch noch etwas zu holen war. Pech gehabt, würde ich sagen, doch Glück für die Tauben.

 An einem Morgen war ich schon früh auf dem Balkon, um meine Pflanzen zu gießen. Plötzlich bemerkte ich, dass da etwas über den Rasen unter meinem Balkon hoppelte. Ich dachte, es war ein Kaninchen, die hier öfter mal zu sehen sind. Aber nein, es war wirklich ein Hase. Er war viel größer, als ein Kaninchen, hatte längere Hinterläufe und auch längere Ohren. Ich konnte es kaum glauben, aber so war es.

Aber der absolute Höhepunkt war ein Greifvogel, der über unsere Wohnanlage kreiste. Aus dem Nichts heraus schoss er plötzlich runter auf unseren Rasen und tötete eine Taube, die er vor meinen Augen dann verspeiste. Übrig blieb nur ein Haufen Federn und vermutlich Knochen, die ich aber nicht sehen konnte. Ich war völlig platt, denn das hatte ich ja noch nicht mal in der freien Wildbahn gesehen. 

Und dann haben wir hier seit Jahren eine Fledermaus, die auf Jagt geht, wenn es dunkel wird. Sie ist jedes Jahr wieder da. Wenn ich sie sehe, freue ich mich immer. 

Ja das alles kann man wirklich auf dem Balkon erleben, und das noch mitten in Mettenhof. Menschen, die nicht aus Mettenhof kommen, haben ja oft Vorurteile gegen unseren Stadtteil. Sie sehen nur Betonklötze und sonst nichts. Vermutlich würden sie mir meine Erlebnisse auf Balkonien noch nicht mal glauben.
Aber mal etwas genauer hinschauen lohnt sich.

Text: Heidi Venker - Redaktion mettenhof.de