Individuelle Sprechstunden für Kieler*innen zur Frage, welche Heizung kosteneffizient und treibhausgasneutral ist, starten im Januar
Seit Anfang 2024 erarbeitet die Landeshauptstadt Kiel gemeinsam mit einem Expert*innenteam und in enger Zusammenarbeit mit der Stadtwerke Kiel AG eine Kommunale Wärmeplanung für das Kieler Stadtgebiet. Die umfassende Strategie ist am Donnerstag, 12. Dezember, in der Ratsversammlung beschlossen worden.
Die Kommunale Wärmeplanung soll Haus- und Wohnungseigentümer*innen als Orientierungshilfe dienen, welche Art der Wärmeversorgung die kosteneffizienteste treibhausgasneutrale Lösung darstellt. Denn ab dem 1. Juli 2026 sind Hauseigentümer*innen nach dem Gebäudeenergiegesetz dazu verpflichtet, bei einem Heizungsaustausch die Wärme zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien oder unvermeidbarer Abwärme zu decken. Für Neubauten gilt diese Regelung bereits seit dem 1. Januar 2024.
„Gemeinsam mit den Stadtwerken ist es uns in Kiel gelungen, sehr schnell einen umfassenden und ehrgeizigen Wärmeplan zu erarbeiten, der den Kieler*innen Orientierung gibt. Wir sind damit bundesweit ganz vorn mit dabei und das freut mich als VKU-Präsident ganz besonders. Nun müssen Bund und Land für die regulatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen sorgen, damit aus einem tollen Plan eine echte, klimaneutrale und bezahlbare Wärmewende wird", sagt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, der seit 2022 Präsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) ist.
„Eine innovative Wärmeplanung ist vor allem eine Unterstützung für alle Kieler*innen auf dem Weg zu einer wirtschaftlichen und zukunftsfähigen Wärmeversorgung für ihre Haushalte und ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz der Landeshauptstadt Kiel", betont Kiels Umweltdezernentin Alke Voß.
Unter www.kiel.de/waermeplanung gibt die Stadtkarte Auskunft darüber, wo der Ausbau der Fernwärme durch die Stadtwerke Kiel angestrebt wird, wo der Aufbau von Nahwärmenetzen eine sinnvolle Lösung sein kann und wo die individuelle Objektversorgung die kosteneffizienteste Variante darstellt.
Die erfolgreiche Wärmewende kann nur gemeinsam gelingen
Ziel der Kommunalen Wärmeplanung ist es, den Weg für die Dekarbonisierung des Wärmesektors zu ebnen und den Einsatz erneuerbarer Energien sowie die Nutzung unvermeidbarer Abwärme voranzutreiben. Bestandteil der Strategie ist ein Maßnahmenkatalog mit 34 Maßnahmen, mit deren Umsetzung die klimaneutrale Wärmeversorgung in Kiel bis zum Jahr 2040 erreicht werden soll.
Die Landeshauptstadt Kiel setzt dabei auf eine breite Einbindung der Kieler*innen. Bereits ab dem 13. Januar 2025 bietet das städtische Umweltschutzamt Sprechstunden zu verschiedenen Themen im Kieler Nachhaltigkeitszentrum am Europaplatz an. Interessierte haben dann die Möglichkeit, je nach Bedarf mit einem Energieberater, den Stadtwerken Kiel oder dem Klimaschutzteam der Landeshauptstadt einen Termin für ein persönliches und kostenfreies Gespräch zu vereinbaren. Anmeldungen dafür sind in Kürze unter www.kiel.de/waermeplanung möglich.
Ab Februar stellt das Team der Kieler Wärmeplanung die stadtteilspezifischen Ergebnisse auch in den Ortsbeiratssitzungen der jeweiligen Stadtteile vor. Die Termine sind ebenfalls online einsehbar.
Weiterhin geplant sind im kommenden Jahr: die Fortführung der Informations- und Beteiligungsforen, die Bereitstellung von Informationsmaterial und die ständige Aktualisierung des Online-Informationsportals.
Wärmenetze spielen in der Kieler Wärmewende eine wichtige Rolle
Rund 77 Prozent – das sind etwa 80 Prozent aller Kieler Haushalte – können in Kiel durch eine leitungsgebundene Wärmeversorgung abgedeckt werden, wobei dabei die Fernwärme den größten Anteil ausmacht.
In enger Zusammenarbeit mit der Stadtwerke Kiel AG wurden insgesamt 49 Erweiterungsflächen ermittelt, die sich für den Ausbau des Kieler Fernwärmenetzes eignen. Innerhalb dieser Erweiterungsflächen befinden sich rund 5.000 Objekte. Darüber hinaus existiert ein weiteres Potenzial innerhalb des Fernwärme-Bestandsnetzes. Die Stadtwerke Kiel AG beziffern dieses Verdichtungspotenzial im Bestandsnetz auf circa 3.000 Objekte.
„Für den Ausbau der Fernwärme in den Erweiterungsflächen ist es immens wichtig, strukturiert vorzugehen. Hiermit vermeiden wir einen Baustellen-Flickenteppich und setzen zudem begrenzte Tiefbau-Ressourcen sinnvoll ein. Wann wir die Menschen in den 49 Erweiterungsflächen ansprechen werden, veröffentlichen wir demnächst auch auf unserer Homepage", hält Frank Meier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG, fest.
„Mit unserem ‚Kurs Klimaneutralität' haben wir einen Zukunftspfad ausgearbeitet, wie wir bereits 2035 klimaneutral Fernwärme und Strom erzeugen. Den größten Schritt haben wir bereits 2019 umgesetzt, indem wir das Kohlekraftwerk durch das hochmoderne und flexible Küstenkraftwerk ersetzt haben. Hiermit sparen wir über 70 Prozent CO2 pro Jahr gegenüber dem Vorgängerkraftwerk ein. Die weiteren, geplanten Schritte sehen die Reduzierung der übrigen rund 30 Prozent vor", so Stadtwerke-Vorstand Jörg Teupen.
In den Bestandswohnquartieren Schilksee, Pries/Friedrichsort, Elmschenhagen-Süd sowie den Stadtentwicklungsgebieten Holtenau-Ost, Bremerskamp, Kieler Süden/Meimersdorfer Höhen sowie dem Gewerbegebiet Boelckestraße Süd wurden Potenzialflächen für den Aufbau klimaneutraler Nahwärmenetze ermittelt. Auch für diese Gebiete sollen bereits im kommenden Jahr die nächsten Schritte eingeleitet werden und potenzielle Wärmeversorger gefunden werden. Darüber hinaus gibt es bereits intensive Gespräche mit der Nachbargemeinde Schönkirchen zum Aufbau eines Interkommunalen Wärmenetzes im Kieler Stadtteil Oppendorf.
16 Prozent des Wärmebedarfs (15 Prozent der Haushalte) befinden sich in Gebieten, in denen die dezentrale Wärmeversorgung die kosteneffizienteste klimaneutrale Versorgungslösung darstellt.
Für das gesamte Stadtgebiet wurde das Potenzial für die Aufstellung von Luft-Wärmepumpen unter Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen zum Schallschutz untersucht. Bezogen auf das gesamte Kieler Stadtgebiet könnten theoretisch 68 Prozent der Gebäude mit dezentralen Luft-Wärmepumpen versorgt werden. Betrachtet man die dezentral zu versorgenden Gebiete, liegt der Anteil der geeigneten Gebäude innerhalb dieser Gebiete bei etwa 90 Prozent.
Eine deutlich niedrigere Quote ergibt sich in Gebieten mit hoher Bebauungsdichte wie der dichten Mehrfamilienhausbebauung in der Innenstadt oder in Reihenhaussiedlungen. Sofern sich diese nicht im Fernwärmebestandsgebiet oder Fernwärmeausbaugebiet befinden, wurden sie im Kieler Wärmeplan als Gebiete mit besonderen Beratungsangeboten ausgewiesen, da die Landeshauptstadt Kiel es als ihre Aufgabe sieht, für diese Gebiete individuelle Lösungsansätze für eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung zu entwickeln.
Herausforderungen und Ausblick
Die Umsetzung der Kieler Wärmeplanung steht vor der Herausforderung, flexibel auf dynamische Entwicklungen reagieren zu müssen.
Die aktive Einbindung der Kieler*innen, der Stadtwerke Kiel AG und weiterer Partner*innen ist dabei essenziell, um die Wärmewende effizient und klimagerecht zu gestalten. Ein zentraler Ansatz ist dabei die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit, die über regelmäßige Wärmeforen, Stadtteilveranstaltungen und individuelle Beratungsangebote sicherstellt, dass die Kieler*innen informiert und motiviert bleiben.
„Ob Fernwärme, Nahwärme oder Wärmepumpe, wir schlagen mit dem Kieler Wärmeplan für alle Kieler*innen die optimale Lösung vor und unterstützen bei der Umsetzung", sagt Stadträtin Alke Voß.
Eckpunkte und Hintergründe der Wärmeplanung sind online unter www.kiel.de/waermeplanung zu finden.
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