Corona-Pandemie hat die Kluft zwischen Arm und Reich auch in Kiel verschärft

Beim Schwerpunktthema „Inklusion und Integration im Sport" ist die Stadt auf einem guten Weg

Der Sozialbericht 2021 enthält Strukturdaten für das gesamte Stadtgebiet und spezielle Zahlen zu den Kieler Ortsteilen. Die Daten geben unter anderem Aufschluss über das Bevölkerungswachstum, die Anzahl der Arbeitssuchenden und die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Kiel. In diesem Jahr stehen die Themen „Auswirkungen der Corona-Pandemie" und „Inklusion und Integration durch Sport" im Fokus.

„Corona hat uns alle hart getroffen. Aber von Armut betroffene Menschen leiden doppelt unter den Folgen der Pandemie", sagt Sozialdezernent Gerwin Stöcken. „Auch wenn Kurzarbeitergeld und staatliche Hilfen für betroffene Unternehmen schlimme Folgen auf dem Arbeitsmarkt abfedern konnten, zeichnen sich in den Bereichen Bildung, Überschuldung, psychische Gesundheit und Kinderarmut negative Tendenzen ab. Hier gegenzusteuern wird unsere gemeinsame Aufgabe in den kommenden Jahren sein."

Die Daten machen deutlich:

  • Kiel wird stetig älter. Das Durchschnittsalter in Kiel liegt nun bei 41,79 Jahren.
  • Der Wohnungsbestand in Kiel steigt weiter. Die Zahl der Baugenehmigungen bleibt auf einem sehr hohen Niveau. 2020 wurden für 1.816 Wohnungen Baugenehmigungen erteilt, was eine Steigerung von 127 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Die Baugenehmigungen als Indikator für Neubauvorhaben erreichen damit den höchsten Wert der letzten 15 Jahre.
  • Ein Sonderbeitrag zum Thema Corona-Pandemie zeigt die Entwicklungszahlen der Erkrankten, der Quarantänefälle und der Verstorbenen in Kiel. Seit Beginn der Pandemie haben sich 5.385 Kieler*innen bis zum Stichtag 31. Mai 2021 mit COVID-19 infiziert und 101 Kieler*innen sind in der Folge verstorben.

Die Pandemie wirkt sich auf nahezu alle Lebensbereiche der Menschen aus. Die sozialen Sicherungssysteme haben sich in Kiel auch in Zeiten der Corona-Pandemie bewährt:

  • Der Wohnungsmarkt in Kiel bleibt angespannt. Die Dominanz der Einpersonenhaushalte hat 2020 weiter zugenommen. Angemessener und bezahlbarer Wohnraum ist nicht für alle Bevölkerungsgruppen ausreichend verfügbar. Dies wird auch an der weiter steigenden Zahl der Wohnungsnotfälle beziehungsweise Wohnungslosen deutlich, die im Jahresdurchschnitt um 3,3 Prozent zum Vorjahr gestiegen sind. Ungefähr zwei Drittel der Wohnungslosen befanden sich Ende 2020 in einer ordnungsrechtlichen Unterbringung. Die anderen Personen hielten sich überwiegend bei Freunden und Bekannten auf. Tatsächlich auf der Straße lebten zum Jahresende 29 Personen.
  • Die Corona-Pandemie zeigt Auswirkungen auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Im Jahresdurchschnitt ist die Zahl der Arbeitslosen erstmalig seit 2014 wieder gestiegen – im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist auch im Jahr 2020 trotz Corona – wenn auch nur geringfügig angestiegen. Die Erwerbsbeteiligung im Ortsteil Gaarden hat trotz Pandemiebedingungen im letzten Jahr leicht zugenommen.
  • Der Einsatz von Kurzarbeitergeld sorgte für eine Entlastung des Arbeitsmarktes und verhinderte zusätzliche Arbeitslosigkeit. So konnte die Kieler Agentur für Arbeit im Zeitraum von März bis Dezember 2020 über 72.200 Beschäftigten Kurzarbeitergeld auszahlen und sozialversicherungspflichtige Jobs sichern.
  • Die Kieler Schuldnerberatungsstellen geben einen Einblick über die finanziellen Schwierigkeiten vieler Menschen, die durch die Pandemie ausgelöst oder verstärkt wurden.
  • Die Zahl der Langzeitleistungsbeziehenden entwickelt sich erfreulicherweise auch in der Corona-Pandemie rückläufig und folgt damit dem Bundes- und Landestrend.
  • Im Jahr 2020 ist ein leichter Rückgang der Leistungen der Hilfe zur Pflege sichtbar. Dies ist insbesondere bei der ambulanten Versorgung in der Häuslichkeit der Fall. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten Menschen die Sorge, sich durch den Besuch des ambulanten Pflegedienstes zu infizieren und haben eher auf die Unterstützung verzichtet, sofern es möglich war.
  • 2020 stieg die Zahl der Menschen, die nach dem Gesetz zur Hilfe und Unterbringung von Menschen mit Hilfebedarf infolge psychischer Störungen untergebracht werden müssen, erstmalig wieder an. Der sinkende Trend der letzten Jahre wurde mit einem Anstieg um 11 % gebrochen. Insbesondere nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kam es dabei zu vermehrten Unterbringungen. Die Zahl der Unterbringungen bleibt aber unter den Zahlen von 2017.
  • Kiel liegt weiterhin im Trend deutscher Großstädte, in denen beinahe jedes dritte Kind von Armut betroffen ist. Die langfristigen Folgen der Pandemie könnten sich auf die Kinder-armut auswirken. Es steht zu befürchten, dass arbeitslos gewordene Eltern möglicherweise länger im Bezug von ALG II verbleiben und damit die Kinderarmutsquote in Kiel – aber auch deutschlandweit – wieder steigt.

Ein weiteres Schwerpunktthema im Sozialbericht 2021 ist „Inklusion und Integration durch Sport".

„Mit Blick auf die Landesspiele der Special Olympics in Kiel, die auf 2022 verschoben werden mussten, beschäftigen wir uns in diesem Sozialbericht mit den Herausforderungen von Sportler*innen und Vereinen, wenn sie inklusive Sportangebote umsetzen möchten", sagt Sozial- und Sportdezernent Gerwin Stöcken. „Dazu gehören Barrierefreiheit und Erreichbarkeit der Sportanlagen. Kiel hat dabei vieles erreicht, es geht aber noch mehr."

Integration im Sport in den Kieler Vereinen ist Alltag. Der Sozialbericht macht deutlich, dass immer mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte Verantwortung im Verein übernehmen und sich ehrenamtlich engagieren.

Der Sozialbericht liegt am Infotresen im Kieler Rathaus, Fleethörn 9, aus. Außerdem ist er im Internet unter www.kiel.de/sozialbericht als Download und interaktives E-Paper verfügbar.

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